In Deutschlands größten Städten legen die Menschen mehr Wege zu Fuß zurück als hinterm Steuer. Und sie tun das gern: Die in Umfragen bekundete Freude am Laufen ist größer als unter den Benutzern von Autos, Fahrräder, Bussen und Bahnen die Freude am Fahren. Das sind Ergebnisse von Deutschlands soeben publizierter größter aktueller
Mobilitätsstudie, beauftragt vom Bundesverkehrsministerium.
Für die Studie „Mobilität in Deutschland“ hat das Infas-Institut fast eine Million Wege von mehr als 300.000 Menschen analysiert. Die Wege sind nach Bundesländern aufgeschlüsselt. In Berlin und Hamburg, den größten Städten und zugleich Stadtstaaten, bewältigt die Bevölkerung im Schnitt 27 Prozent aller Wege hauptsächlich zu Fuß. Erst dahinter kommen Autos und Motorräder. Am häufigsten gehen junge und ältere Menschen und die mit geringem Einkommen oder ohne eigenes Auto. Einen Vorsprung haben Gehende bei der Zuneigung zu ihrem körpereigenen Verkehrsmittel. Infas fragte in acht Altersgruppen: „Gehen Sie gern zu Fuß?“ und „Fahren Sie gern Auto, Rad, Bus oder Bahn?“ In sechs der acht Gruppen war der Anteil der gern Gehenden am höchsten. Das Auto kam auf Rang 2; Fahrrad und öffentlicher Verkehr liegen mit weitem Abstand dahinter.
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass das Gehen von den VerkehrsplanerInnen und in der öffentlichen Diskussion immer wieder unterschätzt wird. Dabei ist es gerade in großen Städten die beliebteste und beste Verkehrsform. Es schont die Umwelt, spart Platz, gefährdet keinen anderen, ist gesund und kostet am wenigsten. Fürs Gehen muss mehr getan werden. Autos und Fahrräder müssen runter vom Bürgersteig. Wir brauchen viel mehr Zebrastreifen und andere Querungshilfen, an denen die Fahrbahnen sicher und leicht überquert werden können. 462 getötete und rund 30.000 verletzte Fußgängerinnen und Fußgänger im vorigen Jahr sind ein gesellschaftlicher Skandal. Wir fordern deshalb unter anderem Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Ortschaften. Das kommt letztlich allen zugute. Auch wer oft Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad fährt oder wer im Rollstuhl sitzt, ist zeitweise auf dem Gehweg unterwegs und profitiert von sicheren Übergängen.
